Inhalte der Weiterbildung

Von kompetenten Gutachtern wird erwartet, dass die Gutachten zeitnah erstellt werden und wissenschaftlichen Standards genügen. Der Inhalt sollte nachvollziehbar sein und die Empfehlungen umsetzbar. Der Gutachter kommuniziert mit Kindern, Jugendlichen und Eltern. Er kontaktiert das soziale Umfeld der Klienten.

Die Weiterbildung besteht aus 10 Modulen. Bereits gegen Ende der noch laufenden Weiterbildung können Sie die erlernten Inhalte direkt in der Praxis umsetzen und als freiberufliche/r Sachverständige/r die ersten eigenen Gutachten akquirieren.

Gutachten von Sachverständigen können haupt- und auch nebenberuflich erstellt werden. Pro Arbeitsstunde werden dem Gericht 85,00 Euro als Aufwand in Rechnung gestellt. Tipp: Egal ob Psychologe oder Pädagoge - jeder Gutachter stellt den gleichen Stundensatz in Rechnung. Für die Erstellung eines Gutachtens sollten Sie etwa 45 bis 70 Stunden einkalkulieren.

Der Gutachter allgemein

Schwerpunkt des Moduls „Der Gutachter allgemein" liegt auf dem Erwerb formaler Kenntnisse und der Möglichkeit der Selbsterfahrung. D.h. anhand von Fallbeispielen, Referaten, Diskussionen, Fachvorträgen, Rollenspielen und Kleingruppenarbeit werden die Inhalte und die Auswirkungen der § 1634, 1671 und §§ 1666, 1666a erarbeitet und erlebbar.

Standards in strafrechtlichen und familienrechtlichen Kontext werden thematisiert. Die Aufgaben des Gutachters/des Sachverständigen und damit verbundene Schwierigkeiten werden erörtert. Die eigenen Erwartungen und die tatsächliche Rolle werden miteinander abgeglichen und konträr diskutiert. Das Modul bietet die Möglichkeit ein individuelles Selbstbild  zu erarbeiten.

Mögliche Fragen dieses Moduls können sein: Welche Auswirkungen hat mein Handeln für das Kind, die Familie? Welche Verantwortung trage ich oder trage ich keine Verantwortung? Schließlich spricht der Richter das Urteil und er ist frei in seiner Urteilsfindung. Er muss sich nicht nach der Empfehlung des Gutachters richten.

Der Gutachter in der Praxis

Das Modul „Der Gutachter in der Praxis" vermittelt Basics zum Ablauf bei Gericht und zum Datenschutz. Sie erarbeiten Schablonen für die Korrespondenz mit dem Gericht, den Familien und dem Helfersystem z.B. zur Eingangsbestätigung, Kontaktaufnahme, Erklärungen zum Datenschutz.

Mit Hilfe „echter" Gutachten und in der Auseinandersetzung mit anderen Teilnehmern entwickeln Sie ein eigenes Konzept zur Erstellung von Gutachten. Ihre Berufsethik kann in der gutachterlichen Praxis eine tragende Säule sein. Eigene Kriterien und gesellschaftliche Normen werden hinterfragt und mit dem Kindeswohl in Beziehung gesetzt.

Rechtsgrundlagen & Wissenschaftliches Arbeiten

Das dritte Modul „Rechtsgrundlagen und wissenschaftliches Arbeiten" umfasst die Bereiche allgemeine Kenntnisse des Rechtsgefüges, Sorge- und Umgangsrecht, Kindschaftsrecht, Entzug der elterlichen Sorge. Auch hier bilden Fallbeispiele, Rollenspiele, Vorträge, Kleingruppenarbeit und Diskussionen die Grundlage des Seminars.

Wissenschaftliches Arbeiten ist ein Eckpfeiler der gutachterlichen Tätigkeit. Es ist mehr als die Fähigkeit richtig zu zitieren. Es bestimmt die Herangehensweise, die der Erstellung des Gutachtens zugrunde liegt. Auch beeinflusst es maßgeblich die Hypothesenbildung und die Glaubwürdigkeit des Gutachtens.

Anamnese, Diagnostik & Interventionsdiagnostik

Das vierte Modul umfasst mehrere Bereiche. Im Modul  „Anamnese" lernen Sie verschiedene standartisierte Fragebögen kennen. Darüber hinaus lernen Sie die Bögen unter Einhaltung wissenschaftlicher Kriterien Ihren gutachterlichen Bedürfnissen anzupassen. Selbstverständlich gehört auch die Erprobung der Anamnesebögen zum Weiterbildungsinhalt.

Ähnlich wie im Bereich „Anamnese", vermittelt der Baustein „Diagnostik"  standaritisierte Techniken (Anwendung von Fragebögen). Diese können Sie einsetzen um diagnostisch zu arbeiten. Auch lernen Sie unter Einhaltung wissenschaftlicher Kriterien vorhandene diagnostische Instrumente Ihren gutachterlichen Bedürfnissen anzupassen. Darüber hinaus vermittelt das Seminar Kenntnisse, Interaktionsmuster diagnostisch zu nutzen oder eigene Materialien zu erstellen.

Selbstverständlich gehören auch die Erstellung und die Erprobung verschiedener diagnostischer Verfahren zum Weiterbildungsinhalt. Interventionsdiagnostik wird im gutachterlichen Prozess noch selten angewendet. Sie bietet jedoch die Möglichkeit, positive Veränderungen während der Erstellung des Gutachtens einzuleiten, ohne die Aufgabenstellung "aus den Augen" zu verlieren.

Testverfahren & Diagnostisches Klettern

Im fünften Modul „Testverfahren" erarbeiten Sie sich die Kenntnisse verschiedene standartisierte Testverfahren in der Praxis anzuwenden. Darüber hinaus erstellen Sie Testmaterialien.

Das „diagnostische Klettern" ermöglicht Ihnen mit einer interessanten Technik die Aufmerksamkeit der Kinder und der Erwachsenen zu wecken, sowie Vorbehalte und Ängste zu mildern und Manipulationsversuche schneller zu erkennen. Die Erprobung verschiedener Testverfahren ist ein elementarer Baustein der Weiterbildung.

Psychologie & Pädagogik

Die Module Psychologie und Pädagogik thematisieren folgende Themenbereiche:

  • Entwicklungspsychologie, Parentifizierung, Umgang mit Grenzen, Folgen fehlender Grenzen oder falsch gesetzter Grenzen
  • Gewalt (psychische Gewalt, Verwahrlosung, körperliche und sexualisierte Gewalt), kindliches Zeit- und Raumempfinden, kindliches Erleben, Entstehung und Bedeutung von Willen, Loyalitätskonflikte, Bindungstheorien, PAS-Mythos oder Realität
  • psychische Erkrankungen bei Erwachsenen, wie z.B. Suchterkrankungen, Traumata, Angststörungen
  • psychische Erkrankungen bei Kindern, wie z.B. ADHS, entwicklungsbedingte Unruhe und Konzentrationsstörungen

Fallbeispiele, Rollenspiele, Vorträge, Kleingruppenarbeit und Diskussionen bilden die Grundlage der Seminarinhalte.

Die Module Psychologie und Pädagogik liefern Ihnen das Handwerkszeug um die Gewichtung einzelner Erziehungskriterien (z.B. materielle Versorgung, Rituale, Grenzsetzung, Parentifizierung, Gewalt) vorzunehmen.

Methodisches Vorgehen & Matrix

Während Ihnen das Modul „Psychologie und Pädagogik" das Handwerkszeug liefert um eine Gewichtung einzelner Erziehungskriterien (z.B. materielle Versorgung, Rituale, Grenzsetzung Parentifizierung, Gewalt) vorzunehmen, hilft Ihnen das siebte Modul „Methodisches Vorgehen" den gutachterlichen Prozess, also die Gewinnung der Fakten, zu dokumentieren, die gewonnenen Daten auszuwerten und beides professionell darzustellen. Das Erstellen von Genogrammen kann wichtige Anhaltspunkte liefern.

Die von mir erstellte Matrix bietet Ihnen und dem Richter eine schnelle und professionelle Übersicht über die psychologischen und pädagogischen Entscheidungskriterien. Auch hier dienen Fallbeispiele, Rollenspiele, Vorträge, Kleingruppenarbeit und Diskussionen der Wissensvermittlung.

Moderne Medien & Technische Hilfsmittel

Das Modul "Moderne Medien & Technische Hilfsmittel" im gutachterlichen Prozess bietet Ihnen die Möglichkeit die praktische Anwendung von Kamera und Diktiergerät zu erproben. Kamera und Diktiergerät sind zudem mehr als Dokumentations- und Erinnerungshilfen. Anhand von Fallbeispielen, Rollenspielen, Vorträgen, Kleingruppenarbeit und Diskussionen gewinnen Sie die theoretischen und praktischen Kenntnisse um die technischen Hilfsmittel optimal und professionell einzusetzen.

Kommunikation, Interaktion & Krisen

Ein besonders wichtiges Element der Weiterbildung ist das Modul „Kommunikation und Interaktion". Sie erwerben und erproben verschiedene Kommunikationsmodelle und -stile um Eltern zur notwendigen Kooperation zu bewegen und mit Kindern, wenn notwendig, aufdeckend zu arbeiten.

Weil Wissen im „Kopf" allein nicht optimalen Gewinn bringt werden Fallbeispiele, Vorträge und Diskussionen durch Rollenspiele und Kleingruppenarbeit ergänzt.

Ein kleiner aber wichtiger Bereich im gutachterlichen Prozess bildet das Thema „Umgang mit Krisen". Mögliche Themen hier sind Suiziddrohungen oder Gewaltandrohungen gegen den Sachverständigen. Diese  Krisen sind sehr selten, können aber vorkommen.

Akquise

Es reicht nicht gut zu sein. Die Welt muss es auch wissen. Alles Wissen und alles Können helfen Ihnen und Ihren Klienten nicht, wenn Sie Ihre fachliche Kompetenz nach Außen hin nicht ausreichend darstellen können.

Genau deshalb gehört auch das Modul „Akquise" zur umfassenden Ausbildung. Im Seminar und in der Intravisionsgruppe erstellen Sie eine Akquise-Mappe und einen Gesprächsleitfaden für die persönliche Akquise bei Gericht. So sind Sie bestens gerüstet für all Ihre zukünftigen Aufgaben als Gutachter.

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Ute Herrmann - Hypnose Therapie

Ute Herrmann
Telefon: 0209 14971557
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Dipl.-Sozialpädagogin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, psychologische Beraterin, Sozialtherapie (zertifiziert), Verhaltenstherapie (REVT / DIREKT).

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